Geboren im Jahr 1969, als mit Neil Armstrong der erste Mensch exterristrischen Boden betrat, widmet sich Christina Zück der Kreatur dieser Erde: den Tieren. Nicht, weil der Mensch im ungebremsten Forscherdrang ins Weltall vorstoßend vielleicht Tierhaltung oder Tierpflege vernachlässigen würde, sondern „weil ich mich dafür entschieden habe“, sagt die Berlinerin schlicht und einfach.
Komplizierte philosophische, gar gesellschaftskritische Assoziationen sind ihr fremd. „Man muss sich für ein Medium entscheiden. Ich habe die Fotografie gewählt“, erläutert sie ihr Bekenntnis zum Bild und das Tiermotiv wählte sie, weil sie an menschlichen Porträts „der soziale Hintergrund stört.“ Dennoch macht Christina Zück keine schönen Aufnahmen von niedlichen, kuscheligen Tierchen, die man am liebsten gleich streicheln möchte.
Im Gegenteil, die junge Künstlerin versteht es, den Charakter der einzelnen Tiere innerhalb ihrer zumeist zoologischen oder naturparkähnlichen Schutzzonen herauszuarbeiten. Dabei nutzt sie die Schwarz- Weiß-Fotografie ebenso wie die Möglichkeiten farbiger Aufnahmen sehr geschickt aus. Das gilt auch für die Einbeziehung von Licht und Schatten oder die Auswahl der Formate, die recht unterschiedlich sind. All das dient Christina Zück lediglich dazu, die Charaktere ihrer Tiere noch besser mit den Mitteln der Fotografie herauszuarbeiten. Denn in diesem Punkt legt die 32-Jährige großen Wert auf Qualität.
Obgleich Tiere nicht still sitzen bleiben, auch nicht gerade darauf warten, abgelichtet zu werden, gelingt es der Fotokünstlerin sie in ihrem Habitus, Umfeld und ihrem Gesichtsspiel deutlich zu erfassen und damit zu kennzeichnen. Der Schimpanse rekelt sich geradezu völlig entspannt in der Sonne. Die Aufnahme entstand im Kopenhagener Zoo. Die Giraffe in der New Yorker Bronx drückt die ihr Schnelligkeit in einer fantastischen Bewegungsaufnahmen aus. Und die Webervögel im afrikanischen Efutu muss man erst einmal entdecken im Blätterdickicht. Sie sind Meister in der Kunst des Tarnens.
Somit führt Christina Zück die Betrachter zurück in die klare einfache Aussage des Porträts - und überlässt es ihrem Publikum weitere Schlüsse zu ziehen. Denn das Tier steht ja auch stets symbolisch für menschliche Eigenschaften. Auch das kommt hier durchaus zum Ausdruck, wenn man Kraft, Mut und Entschlossenheit des Tigers oder Stolz und Aufgeblasenheit des Hahns, Geschicklichkeit und Schnelligkeit der Schlange sieht.
Christina Zück studierte Fotografie unter anderem an der französischen Ecole Nationale de la Photographie in Arles und bei Thomas Struth an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. 1997 erhielt sie den DG Bank Förderpreis für Fotografie in Hannover. (Quelle: Wolfsburger Nachrichten vom 17.08.2001)