Die bereits 2015 in der Villa Arson / Nizza gezeigte Arbeit #Nice hat durch die Überarbeitung des Konzeptes für die Räume der Jungen Kunst Wolfsburg eine vollkommen neue Formgebung und Kontextualisierung erfahren. Die Transformation des künstlerischen Ausstellungskonzeptes wird durch die Spuren der Installation, die sich auf dem Boden des Raums abzeichnen, sowohl visuell als auch intellektuell im Kontext des territorialen Wandels, den der Ausstieg Großbritanniens aus der EU (Brexit) mit sich bringt, sichtbar und spürbar.
Der Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf die traditionelle Teezeremonie die seit Anfang des 17. Jahrhunderts bis heute in vielen englischen Haushalten täglich zelebriert wird und stellt so auf der formalen Ebene eine Verbindung zwischen Kulturgut und gesellschaftlichem Wandel her.
BREXIT / 2016
Angetrieben von einem Prozessor werden alle Tweets (Twitter-Posts) mit dem Hashtag BREXIT ausgelesen, die durch Luftdruck den Deckel der Teekanne zum Tanzen bringen und die Komposition des Kannenklangs bestimmen. Die Arbeit füllt somit das Internet in Tassen.
o.T. / 2013
In seinem eigenen Saft an der Decke klebend verbunden durch eine dünne Schnur hängt der Teebeutel in der Jungen Kunst, die drei Etagen des Austellungsraumes verbindend, sein Etikett kurz über den Boden schwebend, beinahe Kontakt herstellend. Die Symbolik lässt eine Verbindung zu Großbritannien ebenfalls nicht leugnen. Ein poetischer Kommentar zur digitalisierten Welt, eine Rückführung zum Ursprünglichen, zurück auf den Grund des Geschehens.
Die beiden Arbeiten stehen nicht nur visuell sondern auch konzeptuell im Gegensatz zueinander, während die eine ihre Bewegungsenergie aus digitalen Datensätzen bezieht, wird die andere durch die physische Bewegung der Rezipienten ausgelöst und überführt das Konzept der Teaparty wieder zurück in die Realität der Aufführung.
© Eileen Müller