Bevor Manon Awst (1983, Wales, GB) und Benjamin Walther (1978, Dresden) 2006 mit ihrer künstlerischen Zusammenarbeit begannen, studierte Awst Architektur in Cambridge, während Walther an großen deutschen Schauspielhäusern, etwa in Düsseldorf, Hamburg oder Bochum Regie führte. Dieser Hintergrund hat starken Einfluss auf ihre prozessorientierte Arbeitsweise, die Werke hervorbringt, die den Dialog zwischen Körper, Bild und Raum untersuchen.
Ihre jüngsten Arbeiten basieren auf einem Narrativ, welches die Künstler in ihrem Atelier durch Gespräche entwickeln. In diesem setzen sich Awst & Walther mit der komplexen Beziehung zwischen physischem und geistigem Raum auseinander. In den Räumen, die sie »konstruieren« spiegelt sich die Tatsache, dass Menschen sich in einem immerwährenden Prozess befinden, ihr eigenes Bild der Welt zu entwickeln. Diese Gedanken bilden die konzeptuelle Basis für ihre Skulpturen, Performances und Collagen.
Die Ausstellung »Passages« bildet ein neues Kapitel dieser fortlaufenden Untersuchung. Der Titel beschreibt die Übergänge zwischen Vergangenem und Zukünftigem, Materialität und Immaterialität, Illusion und Wirklichkeit, sowie dem Offenen und Verborgenen im Kontext öffentlicher Räume und Privatsphäre.
Awst & Walther zeigten in der Jungen Kunst Collagen und Skulpturen, die sie speziell für »Passages« geschaffen haben. Dazu gehören verschiedene Arbeiten aus Styropor, Gips und Gelatine, die an Fragmente von Räumen erinnern. Die Collagen bestehen aus Textauszügen der Dialoge und aus imaginären Raumdarstellungen, die mit diesen in Verbindung stehen.
Begleitet wurde die Ausstellung durch eine Performance, die Awst & Walther am Eröffnungsabend zeigten. Die Relikte dieser künstlerischen Aktion blieben ebenfalls als Skulpturen für die Dauer der Schau im Raum erhal- ten. Das Narrativ, das alle Arbeiten verknüpft, bildet gleichzeitig den Rahmen, in dem Theater und Architektur, Körper und Raum, sowie organisches und industrielles Material eine Verbindung eingehen und darüber hinaus gesellschaftliche Werte hinterfragen, die in unserem kulturellen Gedächtnis eingeschrieben sind.
Awst & Walther leben in Berlin und Wales. 2010 erhielten sie das Stipendium der Henry Moore Stiftung für einen Aufenthalt und ein Atelier im Künstlerhaus Bethanien, Berlin.