Das landläufige Bild vom Maler im Clochard-Look widerlegt der smarte, junge Mann aus London. Dan Hays ist elegant gekleidet. Er trägt einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug mit offenem, rosafarbenem Hemd. Nur mit der morgendlichen Rasur nimmt er es nicht so genau. Stoppeln im Gesicht sind heute in und gelten als männlich.
Mit unterkühlt britischer Höflichkeit erläutert er seine Arbeiten, die zum ersten Mal in Deutschland in der Ladengalerie des Vereins Junge Kunst zu sehen sind. Es sind großformatige Bilder, welche der Malerei eine neue Dimension eröffnen. „Ich möchte die Schönheit dieser Impressionen wiederentdecken“, erläuterte der 34-Jährige schlicht seine Intentionen, Landschaften zu malen.
Die Landschaft ist ein uraltes Thema der Malerei, zu hoher Blüte in der Renaissance entwickelt, verliehen ihr die Impressionisten ganz neuen, mitunter sogar schwärmerischen Ausdruck. Daran knüpft Dan Hays an. Aber er geht mit zeitgenössischen Mitteln vor, indem er die Fotografie und den Computer als Arbeitsmittel nutzt. Das Foto ersetzt ihm die Skizze, der Computer die Staffelei. Doch gemalt sind alle diese faszinierenden Landschaften in Öl.
Dennoch, Dan Hays lässt die Moderne erkennen, indem er kleine Quadrate, den Fenster-Auflösungen der PC-Bilder ähnelnd, ins Bild einfügt. Diese Bildchen im Bild sind mitunter gestochen scharf konturiert während das gesamte Werk eher den Weichzeichnungen poetischer Fotografie gleicht.
Der junge Engländer bezieht mit seinen bestechenden Bildern Stellung zu aktuellen Fragen. Er malt, auf äußerst faszinierende Weise Landschaften, wie er sie gerade sieht: fast zufällig, ohne gewollte Aussage zu Saurem Regen. Damit stellt er sich in die ästhetische Tradition der Renaissance, aber auch in deren Abbild zerstörerischer Kräfte, die auch er nicht leugnet. Sein Thema ist vorrangig die Wahrnehmung der Landschaft durch den modernen Menschen. Deren Veränderungen durch Digitalisierung greift Dan Hays auf, indem er Bilder schafft, die wirken, als würden sie gerade vom Monitor abgezogen sein. „Die Erfahrung über die Medien ist an die Stelle der persönlichen visuellen Erfahrung getreten“, urteilte Laudator Ulrich Krempel zur Eröffnung. (Quelle: Wolfsburger Nachrichten vom 12. 5. 2001)