In der minimalistischen Malerei des britischen Künstlers Will Taylar (*1970 in Hampshire, GB) verbinden sich Farbe, Form und Struktur zu einem harmonischen, fast beruhigend wirkenden Ganzen. Ein Raster aus hunderten von Quadraten in gedeckten, pastelligen Farbabstufungen bedeckt jeweils die Bildoberfläche. Taylars Arbeiten stehen nicht nur in der Tradition klassischer abstrakter Malerei eines Sean Scully oder einer Agnes Martin, sondern erinnern auch in vielerlei Hinsicht bezüglich Balance und Simplifizierung der Form an die Chinesische und die Japanische Maltradition.
Der Künstler verbindet diese allerdings mit modernen Techniken, indem er beispielsweise industriell hergestellte Laserschnitte für die Herstellung seiner Arbeiten verwendet. Auch der makellose Glanz des fertigen Bildes scheint einer individuellen Handschrift zu entbehren. Eine Verbindung zu industriellen Produktionsformen findet sich auch in den Titeln der Werke. Angelehnt an das Farbspektrum jedes einzelnen Bildes und inspiriert durch die Namensgebung industriell angefertiger Farbe, betitelt der Künstler beispielsweise ein in vorwiegend Beige-, Grün- und vereinzelten Rosatönen gehaltenes Bild Kalahari Candy.
Die geometrische Struktur des Rasters erinnert an Pixelstrukturen digitaler Oberflächen. Tatsächlich arbeitete Taylar vor seiner künstlerischen Laufbahn zehn Jahre als Motion Graphics Designer, was sichtbaren Einfluss hinterlassen hat. Die digitalen Verfahrensweisen macht er sich für seine Kunst zunutze. Vor allem im Experimentieren mit Farbzusammenstellungen ist der Computer sein notwendiges Werkzeug und dient als Vorlage für die Übertragung ins gemalte Bild.
Die Art und Weise seiner Bildproduktion steht allerdings im absoluten Gegensatz zur Massenanfertigung: In aufwendigen Testreihen, in fast meditativer, perfektionistischer Manier, hat Taylar das komplizierte Herstellungsverfahren optimiert, bei dem durch verschiedene Gussformen Positiv- und Negativmodellierungen entstehen, die sich mit dem verwendeten Lack verbinden. Die Entwicklung eines Werkes kann Monate dauern und so entstehen oftmals nur zwei oder drei Bilder pro Jahr.
Taylars einzigartige Arbeitsweise und sein permanentes Streben nach dem bestmöglichen Ergebnis war Ausgangspunkt für den Titel der Ausstellung. Kaizen ist das japanische Wort für „Verbesserung“. Der Künstler fand es in dem Buch Extreme Toyota des japanischen Professors Hirotaka Takeuchi. Es handelt von der Autofirma Toyota, die sich diese Philosophie zu Eigen machte, indem sie Produktivität als einen kontinuierlich wachsenden Prozess permanenter Verbesserung betrachtet.
Das Ergebnis von Will Taylars außergewöhnlicher Malmethode wird nun erstmals in Deutschland präsentiert. Neben Arbeiten aus den letzten zwei Jahren werden vor allem neue Werke gezeigt, die speziell für die Ausstellung im Kunstverein Junge Kunst produziert worden sind. Kaizen ist Taylars erste institutionelle Soloshow.
Die Ausstellung wird kuratiert von Susanne Köhler.