Das Besondere an den poetischen Raum- und Klanginstallationen der chinesischen Künstlerin Qin Yufen ist ihre künstlerische Sprache, die sie aus dem Spannungsfeld zwischen der östlichen und westlichen Kultur entwickelt.
Sie verbindet ihre kulturellen chinesischen Wurzeln mit ihrem aktuellen Leben in Deutschland, indem sie einfache asiatische und westliche Gegenstände und Materialien, die zu ihrem persönlichen Alltag gehören, miteinander kombiniert. Verwendung finden Kabel, Bambusrohr, Seiden- und Baumwollstoff, Reispapier, Fächer und klappbare Wäscheständer. Durch die serielle Aneinanderreihung der Gegenstände entsteht eine harmonische Ordnung, die ein grundlegendes Motiv der chinesischen Philosophie ist.
So besagt der Leitgedanke des Taoismus', daß der vollkommene Zustand aller Dinge ihr natürlicher Zustand ist, der sich durch Leere und Stille auszeichnet. Nur wenn die Dinge ihre Ordnung haben, jede Art von Extrem ausgeschlossen wird, kann ein harmonisches Gleichgewicht gehalten werden, dann steht alles miteinander in Einklang. Diesen Zustand inszeniert Qin Yufen in ihren bühnenartig angelegten Installationen. Der Betrachter kann ganz und gar in die meditative Atmosphäre der Arbeit eintauchen und zu einer gewissen Gelassenheit zurückfinden. Häufig integriert Qin Yufen in ihren dreidimensionalen Raumbildern akustisches Material. Sie mischt und überlagert Kompositionen aus der Peking-Oper mit Klängen aus Wagner-Opern, Alltagsgeräuschen oder von ihr gelesenen Gedichten zu Klangcollagen.
1986 kam sie auf Einladung des Heidelberger Kunstvereins mit ihrem Mann, dem Künstler Zhu Jinshi, nach Deutschland. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland folgten. Ihr Werk hat vielfach Beachtung gefunden.
Eigens für die Räume der Ladengalerie entwickelt Qin Yufen mit Blick auf Wolfsburg und ihre Heimatstadt Peking den „Chinesischen Traum" - eine Klanginstallation, in der Fotografien und Alltagsgeräusche aus der chinesischen Hauptstadt in Dialog mit der Volkswagenstadt treten.
Der Verein Junge Kunst stellt unter dem Motto „Chinesischer Traum“ Klanginstallationen von Qin Yufen in der Ladengalerie, Schillerstraße 25, vor. Die Eröffnung ist am Freitag, 19. März, 19 Uhr. Die Exposition geht bis Sonntag, 9 Mai, wobei sie an diesem Tag mit einer Finissage um 12 Uhr zu Ende gehen wird.
„Meine Installationen sind stark von der chinesischen Gartenbaukunst beeinflußt. Die Formen folgen den Gesetzen der Harmonie, sie sind wie das Ein- und Ausatmen, Öffnen und Schließen. Meine Installationen sind wie die chinesischen Gärten auf den Ausgleich der Gegensätze bedacht. Es gibt Symmetrie und Unregelmäßigkeit, Stillstand und Dynamik. Die Aneinanderreihung des Immergleichen konzentriert den Geist“, sagt Qin Yufen über ihre poetischen Rauminszenierungen.
Die chinesische Künstlerin arbeitet mit einfachen asiatischen und westlichen Gegenständen und Materialien, die zu ihrem persönlichen Alltag gehören. Verwendung finden beispielsweise Wäscheständer, Kabel, Bambusstök- ke, Seiden- und Baumwollstoff, Reispapier und Fächer, die in großer Anzahl im Raum angeordnet sind. In ihrer Installationen Frühling in der Jadehalle (1995) setzte sie über 100 klappbare Wäscheständer ein, und im Sprengel Museum Hannover ließ sie 3000 Mundschutzmasken als Schwebende Boote (Qing Zhoe, 1996) von der Decke hängen.
Häufig integriert Qin Yufen in ihren dreidimensionalen Raumbildern akustisches Material: sie mischt und überlagert Kompositionen aus der Peking- Oper mit Klängen aus Wagner-Opern, Alltagsgeräuschen oder von ihr gesprochenen, elektronisch bearbeiteten chinesischen Gedichten. Aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst und verfremdet, entwickeln die Gegenstände und Klänge ihre eigene Ästhetik und Poesie.
Qin Yufens künstlerische Arbeit Findet ihre Wurzeln in der chinesischen Philosophie. „Ich möchte“, so Qin Yufen „daß die Menschen ihre Gelassenheit wiederfinden, ... welche in den europäischen Gesellschaften weitgehend verlorengegangen ist.“
Ihre Kindheit und Jugend verbrachte die 1954 in Qingdao (Provinz Shang- dong) geborene Künstlerin in Peking, wo sie Mitte der 60er Jahre die Kulturrevolution erlebte. Ende der 70er Jahre wurde sie wie viele ihrer Generation in eine Fabrik geschickt. Sie konnte lediglich in ihrer freien Zeit künstlerisch arbeiten. Zwischen 1980 und 1985 nahm sie an verschiedenen Untergrund-Ausstellungen teil, die meist in Privatwohnungen ausländischer Diplomaten stattfanden. Beeinflußt durch den französischen Impressionismus, beschäftigte sie sich überwiegend mit der Landschaftsmalerei, später ging sie dann zu abstrakten Tuschzeichnungen über.
Mit Blick auf Wolfsburg und ihre Heimatstadt Peking entwickelt Qin Yufen eigens für die Ladengalerie den „Chinesischen Traum“ - eine neue Klanginstallation, in der Fotografien und Alltagsgeräuche aus der chinesischen Hauptstadt in Dialog mit der Volkswagenstadt treten. (Quelle: Wolfsburger Nachrichten vom 10.3.99)